Wir verlassen Baiona und hangeln uns an der portugiesischen Küste von Hafen zu Hafen.
Kostenloses Ankern ist in einigen Häfen möglich – aber wir nutzen diese Option nicht? Im Nachhinein wissen wir auch nicht warum!
Die Küste an sich bietet wenig natürlichen Schutz. Die Häfen liegen jeweils ca. 30 Seemeilen von einander entfernt und so schließt sich Tagestour an Tagestour. Wir sind Teil eines Pulks von ca 15 Schiffen, die morgens nacheinander den Hafen verlassen und sich im Laufe des fortschreitenden Tages im nächsten Hafen wieder treffen. Der eine bleibt hier mal zwei Tage, der andere dort einen Tag – aber am Ende treffen sich alle ein letztes Mal vor oder in Lissabon. Erst dann trennen sich die Wege definitiv. Die einen reisen weiter in Richtung Mittelmeer und die anderen Richtung Amerika…
Der erste portugisische Hafen, den wir erreichen ist Viano do Castello. Für die Gastlieger gibt es vor der Hafeneinfahrt einen Steg mit Strom und Wasser, so dass wir nicht in den engen Hafen einfahren müssen. Dafür liegen wir im Fluss mit einer recht starken, sich im Gezeitenwechsel drehenden Strömung, die unser Ablegen am nächsten Morgen etwas spannend macht.
Es folgt Leixoes. Hier bleiben wir zwei Tage, schauen uns die Stadt an und genießen den schönen Strand. Wir treffen Otto, der schon einige Jahre unterwegs ist mit seiner verlängerten Fels Scorpion3. Wir hören Geschichten von weiten Reisen tw. Einhand und erhalten Tips zu möglichen Zielen. Dazu lecker Rotwein und der Abend vergeht im Fluge! Leixoes bietet geschützte Plätze zu sehr günstigen Preisen und ist daher gut gefüllt – würde sagen eng. Es lebe hoch das Bugstrahlruder – vor allem wenn eifrige Hafenbedienstete, kompromisslos ein Verlegen des bereits vertäuten Schiffes verlangen…
Ganz anders sieht es aus im dritten von uns angelaufenen Hafen: Figueras do Foz. Hier finden wir leicht einen schönen Platz mitten im geräumigen Stadthafen! In schöner Kulisse – die Preise sind entsprechend. Dennoch bleiben wir auch hier zwei Tage. Wieder tolles Wetter, ein weitläufiger Strand mit Süßwasserduschen mit Seebadambiente und einer schönen Altstadt, leider mit vielen Touristen… Aber wir sind ja selbst Touristen:-) Spektakel am Rande sind die portugisischen Löschflugzeuge, die in der Hafeneinfahrt ihr Löschwasser zur bekämpfung der großen Waldbrände in diesem Sommer bunkern – spannend!!!
Bei einer der täglichen Motokontrollen während der Fahrt war mir aufgefallen, dass Diesel an der ersten Einspritzdüsen einen Weg am Zylinder vorbei gefunden hatte. Habe daher den Düsenstock ausgebaut und gereinigt und eine Dichtung erneuert. Jetzt scheint wieder alles OK – ist aber schon ein blödes Gefühl wenn man am Motor schraubt, wissend, dass in Falle eines Problems keine Hilfe in der Nähe zu erwarten ist. Der Versuch, vor Ort einen Oelfilter zu bekommen, um die notwendige Reparatur mit einem ebenfalls überfälligen Oelwechsel zu verbinden, war nicht erfolgreich. Obwohl der Hafen recht groß ist, gibt es keine adäquate Infrastruktur. Alles kommt aus Lissabon… Also fahren wir weiter mit altem Oel…
Wir erreichen gegen Nachmittag unser nächstes Ziel: Nazare. Ein Hafenmitarbeiter winkt uns zu seinem Steg und wir sind für die Hilfe dankbar weil alles etwas unübersichtlich ist. Später stellen wir fest, dass zwei unterschiedliche Häfen mehr oder weniger aktiv um die Tagessegler buhlen. Im Büro des Hafenmeisters hängt ein Poster mit einem Surfer, der eine Monsterwelle abfährt. Da erinnere ich mich dunkel an einen Bericht über einen deutschen Surfer, der letztes Jahr in Portugal einen neuen MonsterwellenWeltrekord aufgestellt hatte – in Portugal/Nazare. Wir haben die Stelle an der dieser Rekord aufgestellt wurde vor wenigen Stunden befahren und hatten recht glattes Wasser wg. kein Wind… Hätte es gewindet, wäre das Ganze sicher spannend geworden. Der Meeresboden steigt an der Stelle innerhalb weniger Meter um ca. 500M … Nazare ist ein Hafen mit Charakter – mag man oder nicht – eher was für Apokalypsenostalgiker:-) mit einer Graffitimauer geschaffen von Fernseglern aus den letzten zwanzig Jahren – die Graffitis nicht die Mauer.
Wir fahren weiter und kommen nach Peniche. Ein kleiner Sporthafen mit wenig Platz für Gastlieger, das Ganze innerhalb eines großen Industriehafens. Wir liegen zum ersten Mal im Päckchen an einem verlassenen Segler. Der war wohl kurzzeitig auf Grund aufgelaufen – einige seiner Blessuren waren noch gut zu sehen. Hier wie überall in portugiesischen Häfen lassen wir die Anmeldeformaltären über uns ergehen. Ich begebe mich zum ersten Mal auf ein portugiesisches Polizeiboot und fülle dort einige Formulare aus. Der wachhabende Polizist kommt am späteren Morgen und geht nachmittags wieder nach Hause – das Boot wird wohl nur selten bewegt. Dafür fahren andere Uniformierte – Zoll? – morgens mit ihrem Schlauchboot zum Kontrollgang raus und ein größeres Polizeiboot von einer dritten staatlichen Kontrolleinrichtung ergänzt das Ganze. Irgendwie hat hier Kontrolle eine herausragende Bedeutung. Selbst in Spanien haben wir nicht so viele verschieden uniformierte Staatsbedienstete gesehen. Ach ja, nach den Formularen auf dem Polizeiboot muss ich noch zum Hafenmeister weitere Formulare ausfüllen – hab ich alles schon am Vortag gemacht und werde ich morgen wieder machen und dann in darauffolgenden Hafen erneut??? Lustig ist, dass der Hafenmeister wie auch der Polizist auf ihrem Computer schon gesehen hatten, dass wir am heutigen Tag kommen würden, denn alles wird digital erfasst und an den nächsten Hafen weitergegeben. Tja, da fragt man sich schon warum man dennoch immer wieder die gleichen Formulare…. Sind alle sehr freundlich und dass macht die Chose akzeptabel… Peniche ist recht langweilig und wir sind froh über den Aufbruch am nächsten Morgen. Es hat Wind, seid langen setzen wir mal wieder die Segel – leider flaut der Wind nach ca. zwei Stunden ab und Gaston nimmt seinen Dienst auf.
Nächster Hafen ist Cascais – die Blume am Fuße Lissabons. Teures Pflaster mit einem gewissen Etwas – besonders geschätzt von Gutbetuchten jenseits der erlaubten Altersgrenze. Viele große Schiffe, eher neueren Datums – hier liegt Geld. Für die ganz Reichen/Großen gibt es sogar einen separierten Bereich mit Komfortanlegestegen. Wir fahren in den hinteren Hafenbereich und kommen dank Bugstrahlruder auch dort da wo wir hin sollen an – ohne Schäden an den umliegenden GFK-Schiffen. Cascais haben wir angelaufen, weil nach unseren Informationen die Häfen in Lissabon nicht immer ausreichend Platz für durchreisende Schiffe anbieten können, wir aber zuverlässig einen Platz haben müssen, weil unsere Tochter für zwei drei Wochen an Bord kommt. Düsseldorf – Lissabon per Flieger, Lissabon – Cascais per Bahn. Wir wollen dann gemeinsam nach Lissabon per Somnambule fahren. Lissabon soll eine Reise wert sein!
Wenn ihr euch die zurückgelegte Strecke auf der Karte ansehen wollt, findet ihr es hier! Das Ganze könnt ihr bis auf den Steg zurückverfolgen an dem wir im jeweiligen Hafen gelegen habe. Es handelt sich um die echten Daten, die wir per GPS mitgeloggt haben!
Liebe Grüße sagen
Arno and Crew