nachtfahrtDie Überquerung der Biskaya hat uns lange beschäftigt. Immer wieder haben wir Berichte von anderen Seglern gelesen und uns gefreut/geschaudert… Mal waren es langweilige Motor lastige Fahrten, mal die Hölle mit Starkwind und teilweise lebensgefährlichen Pannen. Gut im Gedächtnis ist uns die Fahrt von Wolfgang, der einen Mastbruch ertragen musste –  letztlich ohne Konsequenzen für Gesundheit und Leben, aber der sich anschließende Rattenschwanz an Ärger…

 

Nun gut, wir sind vorgewarnt und haben uns detailliert mit dem Wetter beschäftigt – die Vorhersage stellt eine ruhige Fahrt in Aussicht.

Wie die Fahrt dann  wirklich war? Hier ist die Kurzfassung:

  • Fazit? – Eine Erfahrung mehr!
  • Empfehlenswert? – Nein, kann man verpassen!
  • Gefahren? – Wir kamen ohne aus!
  • Pannen? – In der ersten Nacht stieg der Autopilot aus und ich musste unseren Ersatzpiloten aktivieren.
  • Hunde? – Beide haben sich erst geziert, aber dann wurde das Hundeklo angenommen!
  • Einsamkeit? – Nicht so wirklich! Eher ein Gefühl wie auf der Autobahn, nur dass die LKW´s deutlich schneller waren als wir…
  • Strapaze? – Ja: schlechter Schlaf, viel Bewegung im Schiff, Langeweile, Stress mit der Berufsschiffahrt bei Nacht, usw.

Hier ist die gekürzte Langfassung – die ausführliche ist für LiveGespräche reserviert!

Die 5 Tage /4 Nächte verliefen irgendwie anders als erwartet. Von Abenteuer und Einsamkeit, den Weiten des Meeres – immerhin >5000 Meter Wasser unter dem Kiel –  keine Spur. Wir hatten (unbewusst) die Route zwischen den Berufsschiffen ausgesucht. Also Steuerbord fuhren die Schiffe in unsere Richtung, Backbord kamen sie uns entgegen – alles so in 1 Km Abstand. Interessant wurde es nur dann wenn wir von der Hauptroute abweichen mussten: ein Gefühl wie mit einem langsamen PKW im Kreisverkehr von Paris.

Das Wettere war überwiegend sonnig, zu wenig Wind fürs Segeln. Gaston lief sich warm – bis hin zum Exitus unseres Motorraumlüfters. Das Meer war dennoch ab und zu unruhig und die Inhalte einiger Schränke bewegten sich mehrmals außerhalb ihres Lagerbereichs…

Highlights waren die Begegnungen mit Walen – mehrfach kleinere Gruppen und einmal ein größerer Wal so nah, dassdelfinedelfine2 wir aufgestoppt haben, weil wir einen Kontakt befürchteten. Viele Delfine… Die ersten Schwimmversuche mitten auf dem Meer… Sonne auf unserer Haut…

 

Negatives Highlight war ein Defekt des Autopiloten direkt in der ersten Nacht. Da wir ein Backup hatten, musste dieses „nur“ eingebaut und eingerichtet werden. War schon spannend! Ein Autopilot ist aus unserer Sicht ein absolutes MUSS bei einer 2er Crew! Warum unser eigentlich neuer Pilot nicht mehr wollte? Hatte keine Lust mehr auf einen mit dem GPS-übereinstimmenden Kurs – Leitträger dieser Unstimmigkeit waren wir… Aber der Ersatzpilot hat dann seine Aufgabe absolut toll erledigt – wir lieben ihn!!!!

Erster Tag, dann zweiter Tag gefolgt von drittem Tag an den sich der vierte = dritte ohne Landsicht anschloss und dann als Abschluss, fünfter Tag mit Landfall.

In der letzten Nacht hieß es dann: im Rechten Winkel die Beruffschiffahrtsautobahn überqueren und nach Baiona abbiegen – das Ganze bei Nebel und etwas Wind. Dank des AIS – übrigens ein absolutes MUSS – hatten wir die Dickschiffe immer im Blick und den Annäherungsversuchen konnte ausgewichen werden. Mit zurückgehendem Nebel kamen schließlich Baiona bzw. die spanische Küste ins Sichtfeld – und nach der Überwindung eines unangenehmen Wellengebietes in der Anfahrt auf den letzten 10 Meilen, konnten wir am frühen Nachmittag in Baiona am Steg des Puerto Deportivos festmachen. Erleichtert und müde, aber auch irgendwie enttäuscht von der ganzen Chose. Die Biskaya, eine Hürde auf unserem Weg ins Mittelmeer, lag hinter uns: und wir haben nichts zu erzählen…kueste bayona3 bayona2 bayona

 

 

 

 

Grüße von der Somnambule
Arno

Die zurückgelegte Strecke als Track findet ihr hier:

Biskaya – Wo ist die Einsamkeit?

2 Gedanken zu „Biskaya – Wo ist die Einsamkeit?

  • Moin,

    super Reiseberichte – danke dafür!
    Wie sind denn aber die Segeleigenschaften der Yacht. Seid Ihr mit dem Dschunkenrigg zufieden? Habt Ihr Vertrauen in die Konstruktion? Ich bin auch Dschunkenriggfan, ich persönlich würde aber gesteckte Masten vorziehen. Nun war der Konstrukteur des ganzen sicherlich ein sehr technisch versierter Mann, hat zwei Kaskos gebaut. Deshalb gehe ich davon aus, dass das alles gut gerechnet ist. Vom Gewicht her habt Ihr ja fast doppelt so viel an Deck wie ein „normaler“ Alumast, was zu einer zusätzlichen Krängung führen müsste. Der Vorteil bei Euch ist natürlich, dass Ihr Eure Segelfläche immer wunderbar anpassen könnt und nie mit „zu viel Tuch“ fahren müsst, wie das bei der herkömmlichen Methode der Fall ist. Dort ist das Reffen natürlich viel komplizierter und deshalb refft „man“ gelegentlich etwas später, wenn man wirklich muss….
    Der Konstrukteur der Motu versprach ja sagenhafte Segeleigenschaften, quasi das ideal ausbalancierte Boot…. Könnt Ihr das bestätigen? Ok – es handelt sich um Stahlknickspanter, Verdränger mit gemäßigtem Langkiel und ordentlich Eigengewicht. Da kann man keine Geschwindigkeitsrekorde schaffen. Aber sind die auf der Homepage von AL genannten Werte von Rumpfgeschwindigkeit und darüber zu schaffen???
    „Meine „MOANA 38″ lief bei der Testfahrt unter Großsegel und Selbstwendefock, bei Bft. 5 – 6 , mit Halben Wind, gute 9,2 Knoten, unter Zeugen!
    Wegen hervorragender Gewichts- und Formstabilität betrug die Schräglage dabei nur geringe 14 bis 18 Grad, maximal.
    Lt. Tests segeln Mitbewerber dann mit 45 Grad Lage! “ http://al-yachtdesign.de/zursee.htm

    Ich bin deshalb so neugierig, weil ich im Grunde genommen das gleich mache, was Ihr auch gemacht habt. Ich baue einen AL-Kasko aus, allerdings eine Moana 38. Leider war ich von dem geknickten Gittermast etwas geknickt :-) – so ein Ding will ich ebenfalls einsetzen, habe mir die Statik schon rechnen lassen. Für mich ein recht eigenartiger Vorfall, den ich mir nur durch ein gebrochenes Achtetrstag erklären kann, so wie es auf den Fotos aussieht…. Aber lt. Bericht soll das nicht der Fall gewesen sein – höchst misteriös. Gleiches ist ja Wolfgang bei seiner Biskayaüberfahrt passiert. Da war die Ursache aber wirklich eine gebrochene Want / Stag.

    Ich wünsche Euch weiterhin eine gute Fahrt und freue mich auf weitere Berichte von Euch!

    Jörg

    1. Hey Jörg – du hast Recht, die (subjektiven) Fakten zu dem Schiff und seinen Eigenheiten kommen zu kurz! Will das Ganze in eigenen Rubriken aufarbeiten – die meisten ReiseberichtleserInnen interessieren sich in Grenzen für die Technik :-)

      Wir haben viel motort, waren viel in Starkströmungsgebieten unterwegs, haben uns selbst Zeitdruck gemacht, usw. … Und ich fang nicht an, die Kränkung, Höhe am Wind usw. aufs Grad genau zu messen. Zusammengefasst: Ich gebe gerne Eindrücke weiter ohne Anspruch auf absolute Wahrheit und ich begebe mich nicht in einen Vergleichscontest – nicht auf dem Wasser und nicht verbal:-)

      Bisher hatten wir:
      – Wind in Beaufort 0 – 8,
      – Wind von vorn und Achtern – wenig Seite,
      – Wellen 0 – 3 M Höhe,
      – Strömung mit/gegen ~ 0 – 5 Knoten

      Wir sind bisher sehr zufrieden mit den Fahreigenschaften. Das Schiff liegt sehr ruhig in der Querachse, also wenig Rollen, taucht sanft, relativ tief in die Wellen ein – dennoch wenig, eher kein Wasser an Deck. Die Geräusche unter Deck sind sehr angenehm – Schlafen vorne ist ungestört möglich.
      Bisher lag unsere Maximalreisegeschwindigkeit unter Segeln (100qm) ohne erkennbare Strömungen bei 7,6 Knoten. Die Kränkung war extrem gering – Wind kam schräg von Achtern:-) Ist das Schiff schneller? JA – aber wir hatten noch nicht den richtigen Wind.
      Unter 4 Beaufort muss schon alles stimmen, will man vorwärts kommen.
      Grundsätzlich reisen wir ungern auf der Backe, macht aber auch keinen Sinn weil ein Geschwindigkeitsgewinn >1 Knoten nicht erkennbar ist.
      Das Gewicht der Masten befindet sich zu 70% <1M über Deck - oben sind die Teile wohl nicht schwerer als Alumasten - aber natürlich kommt mehr Gewicht durch Segel/Latten/Spiere in die Höhe.
      Ich meine, man holt das Segel nicht in der gleichen Weise dicht wir gewohnt. Die Art und Weise wie das Segel reagiert ist gewöhnungsbedürftig und ich hab noch nicht genügend Erfahrungen gesammelt, um das abschließend sagen zu können. Böen werden abgemildert, Segel öffnen sich - Beschleunigung tritt mit Verzögerung ein.
      Anmerkung zum Gittermast: Habe ja den Mast der Alunga "in Echt" nach dem Unfall gesehen und kenne das Revier dort recht gut. Mein persönlicher Eindruck ist, dass ein Alumast es wohl ausgehalten hätte - ich hätte allerdings sehr wahrscheinlich die Segel schon lange unten gehabt. Ob unsere unverstagtes Rigg der Belastung gewachsen gewesen wäre? Eher nicht!
      Wie geschrieben: werde das Thema Schiff Eigenschaften noch ausführlich darstellen...
      Grüße
      Arno

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